Wer mit wem, wann und wo?
Der Breitensport in der MRG
Rudern ist ein Mannschaftssport. Natürlich kann man auch alleine rudern – aber das erst, wenn man die Grundlagen kennt und ein Gespür für das Boot entwickelt hat. Andernfalls fliegt man nur ins Wasser. Das will ja keiner. Außer vielleicht im Sommer – aber das ist eine andere Geschichte.
Die Mainzer Ruder-Gesellschaft bietet jedes Jahr im Mai für Interessierte einen Schnupperkurs an. An zehn Tagen, abwechselnd Mittwochabend und Samstagnachmittag, zeigen wir, was alles zum Rudern dazu gehört – Boot, Rollsitz, Skull, Dolle – und wie die zusammenspielen. Das findet nicht im Klassenzimmer statt, sondern draußen auf dem Rhein im Boot. Das ist durchaus sinnvoll, denn die Begriffe und deren Zusammenspiel zu kennen, ist das Eine. Das andere ist das oben schon erwähnte Gespür für das Boot zu entwickeln.
Warum ist es wichtig, dass alle gleichmäßig ziehen? Warum sollte man auf dem Rollsitz langsam und gleichmäßig rollen? Warum hat das Boot eigentlich keinen Rückspiegel, wenn ich schon rückwärts rudere?
All das klärt sich in den ersten Stunden unseres Schnupperkurses. Und wenn der mit dem zehnten Mal beendet ist und wir zur ersten gemeinsamen Wanderfahrt aufbrechen, haben Kopf und Körper der Schnupperkurs-Teilnehmer die aufrechte Haltung im Boot längst verinnerlicht. Der Schritt hin zum Alleinerudern ist dann nur noch ein kleiner.
Nach Ende des Schnupperkurses haben diejenigen, die in der Ruder-Gesellschaft bleiben wollen, eigentlich schon alle wichtigen Eckdaten intus. Mittwochs, freitags und samstags sind unsere festen Rudertage. Wer da ist, wird an diesen Tagen immer jemanden zum Rudern finden und die hohe Kunst der Bootsaufteilung kennenlernen.
Wenn mal nur drei Ruderer da sind, ist die Aufteilung relativ einfach: Entweder ein Boot mit zwei Sitzen plus Steuermann (vulgo: “Zweier mit”), oder gleich ein Dreier – also ein Boot mit drei Ruderplätzen. Aber wie teilt man 17 Ruderer so auf, dass am Ende jeder in einem Boot sitzt – unter Berücksichtigung der Maßgabe, dass in jedem Boot ein erfahrener Obmann sitzt, dass es Ruderer gibt, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen, und solche, die mal ordentlich einen ziehen wollen, und die also in unterschiedlichen Booten Platz finden müssen?
Da werden dann Zweier, Dreier und Vierer – mit und ohne Steuermann – ordentlich durcheinandergemischt. Und wenn alle eingeteilt sind, kommt noch ein Nachzügler, der es nicht rechtzeitig aus dem Büro geschafft hat. Also geht’s von vorne los – es ist Breitensport für alle und kein Olympia für die disziplinierten Athleten. Die treffen sich mit unserem Ruderwart Leistungssport, um sich auf Regatten in ganz Deutschland vorzubereiten. Also, wer es sportlich mag und sich zielgerichtet aufbauen will – auch dazu bieten wir Gelegenheit.
Und nach dem Rudern trifft sich – wer will – im ersten Stock des Bootshauses bei Snacks, Cola, Wein, Bier – mittwochs gibt’s auch warme Küche – zum Schwätzen oder zum den Sonnenuntergang auf unserer Terrasse Genießen.
Bei diesen Gelegenheiten werden Ideen für die nächsten Wanderfahrten geboren. Regelmäßig packen wir die Boote auf die Anhänger und fahren zu einem schönen Fluss, den wir dann berudern – stromabwärts natürlich, wir wollen ja Spaß haben. Übernachtet wird im Schlafsack in Bootshäusern befreundeter Rudervereine, in Zelt, Jugendherberge, Pension oder Hotel. Ganz nach Gusto.
Unser Ruderrevier – also das Gewässer, auf dem wir vor der Haustür rudern – ist die Wachsbleiche, ein Nebenarm den Rheins beim Industriehafen. Hier tummeln sich die Vorteile.
Der Nebenarm wird von den großen Tankern und Kreuzfahrtschiffen gemieden, und der Industriehafen nebenan ist ein quasi stehendes Gewässer, das sich gut für erste Ruderübungen eignet – etwa im schmalen Einsitzer, dem Skiff. Wer im Industriehafen mal ins Wasser fällt, ist erstens schnell wieder im Boot und muss zweitens weder Strömung noch Tanker fürchten.
Wir wären aber nicht die Ruder-Gesellschaft, wenn wir nicht auch das spezifische Erlernen des Einerruderns in ein geselliges Wochenende packen würden.
Ein langes Wochenende im Sommer gehört mittlerweile zum festen MRG-Kalender: “Einer-Wochenende an der Nahe”. Danach hat man es drauf, das Balancehalten und trotzdem Vorwärtskommen in den extrem schmalen Flitzern.