Glühwein for Future
Der Nikolaus-Vierer 2019
Huch … Der Nikolaus traut sich was! „Als Nikolaus“, sagt der MRG-Nikolaus, verfüge er ja „über mehr Spielraum im Umgang“. Und also fordert er, ohne dass seine Gesichtsfarbe annähernd die Farbe seines roten Mantels annimmt, „Nikolausbützchen“ ein von den Damen, die er auszuzeichnen gedenkt – also jedenfalls von der einen oder anderen. „Unter Bützchen“, das erläutert er, wohl um Missverständnissen vorzubeugen, verstehe man „Küsschen“.
Der Beobachter, der einst als Journalist seine Brötchen verdiente, und erlebt hat, was so etwas in Zeiten wie diesen auslösen kann, zuckt – seine Bierbank vibriert merklich. Aber die auserwählten Damen, ob in überschäumender Freude über ihr Radaddelchen, oder weil es eben der MRG-Nikolaus ist – und nicht irgend so ein Supermarkt-Klaus –, werfen sich ihm beherzt in die Arme.
Na ja, das Fest der Liebe naht, und die Mainzer Ruder-Gesellschaft hat zum Nikolaus-Vierer geladen. Und der Nikolaus hat doch die Stimmung im Saal gerade erhitzt mit einer Neuversion des alten Karat-Krachers „Über sieben Brücken musst Du geh’n“.
Der neue Refrain geht so: „Mit Zipfelmütz’ und einem weißen Bart / geh’ ich beim Nik’laus-Vierer an den Start. / Ich gebe alles hier in Mainz am Rhein, / aber nur für Weck und Worscht und gude Woi“. Vorher hat er hilfestellend noch erläutert, dass die Lautfolge „ai“ im Rheinhessischen als „oi“ gesprochen werde und das „t“ wie ein „d“, damit auch Michael Humbeck aus dem sauerländischen Ruderclub Biggesee mundartgerecht mitsingen kann.
Begrüßt hatte den Nikolaus Sebastian Veits, der 1. Vorsitzende der MRG, der seine kurze Ansprache mit der Erinnerung an Peter Hoffman einleitete, der dieses besondere Vereins-Event erfunden hat und der am 23. Oktober verstarb. Die Anwesenden erinnerten sich mit einem warmen Applaus.
Es war natürlich wieder der schönste Nikolaus-Vierer ever! Obwohl die MRG in diesem Jahr erstmals die Meldezahlen begrenzen musste. Der Nikolaus-Vierer 2018 mit mehr als 120 Meldungen hatte dem Verein seine Grenzen aufgezeigt. Deshalb 2019: Die MRG stellt meenzerische 111 Startnummern zur Verfügung. Das sorgt im Vorfeld für manchen Verdruss, 29 Meldungen müssen abgelehnt werden, aber am Tag selbst ist die Atmosphäre rund um das Vereinsheim entspannt und gelöst. Pünktlich mit dem Start der Nummer 1 hat es aufgehört zu regnen, später zieht sogar blauer Himmel durch.
Die Ersten am Bootshaus waren Sven und Michael, die die Wendeboje ins Wasser brachten. Bald kam Dirk dazu, legte Leitungen und richtete Start- und Zieltechnik ein.
Mit Spannung wird im Verein die Nikolausdekoration unserer Freunde vom Ruderverein Eltville erwartet, die schließlich im vergangenen Jahr angekündigt hatten, mit einer großen Überraschung aufzuwarten – „Ihr werdet schon sehen!“.
Elf Monate wollten sich die Ruderinnen und Ruderer von acht Kilometer rheinabwärts für ihr Kostüm Zeit nehmen. Bedauerlicherweise ungefähr die Zeit, die auch für die Vorbereitung auf die 100-Jahrfeier der Eltviller benötigt wurde. Kurz: Im kommenden Jahr aber überraschen sie uns mit einem neuen Kostüm – „bestimmt!“
Jürgen hatte mit seiner Truppe – Heino, Silvia, Anne, Carsten, Frieder, Bernhard und Michael – die Grillstation in Gang gebracht und dann – Startnummer 1 – das jährliche Rennen um Radaddelchen eröffnet. Harald bezog, bestückt mit zwei Kameras, seinen Beobachtungsposten bei Rheinkilometer 504,2, auf Höhe der Wendeboje. Da hatten Stefan und David schon die ersten rund 80 Autos auf die Parkplätze verteilt.
Ulrike, Matthias, Pernille und Doris begrüßen die Ruderer von nah und fern im Regattabüro, Ulrike noch etwas abgekämpft. Sie hatte noch bis spät in den Abend mit Ummeldungen verschiedener Mannschaften zu kämpfen – „X fällt aus, daher rudert Y. Damit ändert sich die Bootsklasse in ein Mixed, die Altersgruppe ist aber jetzt jünger, muss dafür aber bitte ganz spät starten“ … solche Sachen; und das aber dauernd.
Dirk hat ein Versorgungsshuttle für die Mannschaft am Startpunkt – Heiner Schröder, Stefan Lob, Stefan Mattheis, Sarah Christ und Philippe Gorlier schicken die Mannschaften auf die dreieinhalb Kilometer lange Strecke. 110 Boote – eine Mannschaft fiel aus wegen Hexenschuss’ – und 370 Ruderinnen und Ruderer im Alter zwischen 12 und 84 Jahren aus 50 Vereinen waren unterwegs. Das schnellste Boot steuert der Mainzer Ruder-Verein mit 10:41 Minuten. Wow! Herzliche Gratulation, Nachbarn!!
Gegen Mittag wird klar: So schön es wieder ist, hat die MRG doch einen kleinen Patzer in der Vorbereitung: Glühwein, der tatsächlich so gut schmeckt, wie lange nicht, aber ausgeschenkt in Styroporbechern. Das ist natürlich im Jahr 2 der Thunberg’schen Fridays-for-Future-Bewegung eine wenig schöne Lässligkeit. Viele Nikoläuse und Nikoläusinnen sind dem Aufruf der MRG im letzten Anschreiben gefolgt und haben also ihre eigenen Keramiktassen mitgebracht.
Im Verein haben Überlegungen begonnen, wie ab 2020 ein Santa-Claus-Four-oars for Future aussehen könnte.
Chronik: Christoph Hartung / Fotos: Harald Braun & Christoph Hartung